Die Geschichte der HMAS Sydney II

In Geraldton befindet sich auf einem Hügel über der Stadt die Gedenkstätte für die Opfer des gesunkenen australischen Kriegsschiffes HMAS Sydney II. Am 19. November 1941 traf es unglücklich auf ein deutsches Handelsstörschiff, die Kormoran, welche es trotz der übermächtigen Bewaffnung der Sydney schaffte, den Kreuzer zu versenken. 645 Besatzungsmitglieder starben:

Der letzte Auftrag der Sydney war das Eskortieren des Truppentransporters Zealandia auf seinem Weg von Fremantle nach Singapur. Aufgrund der rapide zunehmenden Spannungen mit Japan wurden Truppen nach Malaysia verlegt, um es vor einem befürchteten japanischen Angriff zu schützen. Die Sydney eskortierte die Zealandia von Fremantle bis zur Sundastraße, wo am 17. November 1941 der Kreuzer Durban den Transporter für die restliche Strecke übernahm, während die Sydney nach Fremantle zurückkehrte, wo sie am 20. November eintreffen sollte.

Am späten Nachmittag des 19. November 1941 stieß der Kreuzer an der Nordwestküste Australiens, etwa 130 Seemeilen westlich der Shark Bay, auf ein verdächtiges Schiff. Es handelte sich dabei um den von Kapitän zur See Theodor Detmers kommandierten deutschen Hilfskreuzer Kormoran, der als niederländischer Frachter Straat Malakka getarnt war.

Die Kormoran versuchte, der ihr an Kampfkraft weit überlegenen Sydney mit Höchstgeschwindigkeit auszuweichen, doch auf dem australischen Kreuzer hatte man das Schiff gesichtet. Die Sydney holte es mit ihrer größeren Geschwindigkeit ein. Auf die Anfragen des Kreuzers nach Identität und Fahrtziel des Schiffes antworteten die Deutschen langsam und umständlich, um die Entfernung zu dem sich schnell nähernden Kreuzer möglichst klein werden zu lassen, sollte die Tarnung durchschaut und ein Gefecht unvermeidlich werden. Nachdem die Kormoran sich als Straat Malakka identifiziert und als Zielhafen Jakarta angegeben hatte, forderte die Sydney den geheimen Erkennungscode des Frachters an. Kapitän Detmers erkannte daraufhin, dass sein Versuch, die Sydney zu täuschen, gescheitert war und befahl um ca. 17:30 Uhr, das Feuer zu eröffnen. Die Sydney war zu diesem Zeitpunkt auf 1.500 Meter herangekommen und war dadurch in den Bereich der 2-cm und 3,7-cm Flak gelangt.

Innerhalb von fünf Minuten erzielte der Hilfskreuzer etwa 50 Treffer mit seinen 15-cm-Geschützen und zahlreiche weitere mit den 2-cm- und 3,7-cm-Fla-Geschützen. Die Brücke des Kreuzers und der Feuerleitstand wurden mit den ersten Treffern zerstört sowie das Bordflugzeug getroffen, dessen auslaufendes Benzin zu einem großen Feuer mittschiffs führte. Bereits nach der ersten Antwortsalve fielen auch die vorderen beiden 6-Zoll-Geschütztürme der Sydney aus; der hinterste Geschützturm Y verstummte ebenfalls nach nur drei Salven, mit denen er keine Treffer erzielte. Zusätzlich traf mindestens einer von zwei Torpedos der Kormoran den Kreuzer am Bug.

Der letzte einsatzbereite Geschützturm X des Kreuzers feuerte jedoch schnell und genau; Treffer schlugen unter anderem in den Schornstein und den Maschinenraum der Kormoran ein und lösten verheerende Brände aus. Der Kreuzer drehte auf die Kormoran zu und ging auf Gegenkurs, um seine Steuerbordtorpedos einzusetzen. Die vier Torpedos liefen jedoch knapp hinter dem Hilfskreuzer durch. Zur gleichen Zeit brachen die Maschinen der Kormoran zusammen und das Schiff wurde manövrierunfähig. Die hinteren Geschütze schossen noch bis 18:25 Uhr auf die sich nach Süden zurückziehende Sydney und erzielten mehrere Treffer, dann musste der Hilfskreuzer aufgrund der außer Kontrolle geratenen Brände, die sich unter anderem dem Minenlager näherten, aufgegeben werden.

Die Überlebenden der Kormoran konnten die stark brennende Sydney noch bis 22 Uhr abends im Süden sehen und sahen noch weitere zwei Stunden lang ab und zu Flammen über den Horizont schlagen. Keines der 645 Besatzungsmitglieder des Kreuzers konnte gerettet werden.

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Die Gedenkstätte bestand ursprünglich aus drei Teilen, die in einem kreisförmigen Areal angelegt sind: Einer Stele, die in ihrer Höhe und Grösse dem Bug der Sydney entspricht, einer Kuppel aus 645 stählernen Seemöwen, eine pro Opfer, und der Statue der Wartenden Frau, die suchend auf’s Meer hinaus blickt.

Als diese Gedenkstätte 2001, zum 60. Jahrestag des Sinkens, eröffnet wurde, war das Wrack der Sydney noch nicht gefunden worden. Dies änderte sich 2008:

Das Wrack der Kormoran wurde am 12. März 2008 durch ein Suchteam der „The Finding Sydney Foundation“ in 2.560 m Tiefe und ca. 241 Kilometer vor Shark Bay an der Westküste Australiens im Indischen Ozean entdeckt Koordinaten 26° 5′ 49,4″ S, 111° 4′ 27,5″ O. Anhand von auf dem Meeresboden verstreuten Trümmerteilen wurde dabei auch der Ort des Gefechts zwischen der Kormoran und der Sydney identifiziert, er befindet sich etwa 4 Seemeilen vom Fundort des Wracks der Kormoran entfernt. Kurz darauf gelang es schließlich, auch das Wrack der Sydney zu finden. Es liegt 12 Seemeilen von der Kormoran entfernt in einer Tiefe von über 2 km auf Position 26° 14′ 31″ S, 111° 12′ 48″ O].

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Im Anschluss daran erhielt das Memorial ein weiteres Element: Einen Pool mit den genauen Koordinaten der Fundstelle, markiert von einer weiteren Möwe.

Im Museum von Geraldton gibt es einen Raum, der der Geschichte dieser beiden Schiffe gewidmet ist. Beeindruckend ist vor allem der 3D-Film, der Unterwasseraufnahmen von den beiden Wracks mit Schwarz-Weiss-Bildern der Besatzung sowie Textausschnitten aus Briefen und Berichten der Überlebenden kombiniert.

Wenngleich wir in Europa dazu tendieren, den 2. Weltkrieg sehr europazentriert zu betrachten – dank solcher Dokumente wird einem immer wieder klar, wie sehr dieser Krieg doch den gesamten Globus umspannt hat.