Central Greenough Historic Settlement

Einige Kilometer nördlich von Dongara liegt das Central Greenough Historic Settlement, ein vom National Trust restauriertes Dorf mit Gebäuden, die zwischen 1863 and 1913 erbaut wurden. Das Gelände gewährt einen Einblick in das Leben und den Alltag der Menschen, die hier bis in den Anfang des 20. Jahrhunderts hinein lebten.

Lieutnant George Grey, dessen Schiff in der Nähe des heutigen Kalbarri gestrandet war (nach ihm und seiner Besatzung wurden die ersten Strassen von Kalbarri benannt), kam auf seinem Heimweg in Richtung Perth im Jahr 1839 in der Gegend vorbei und erkannte, dass das Land rund um den Greenough River fruchtbarer Boden war. Erst im Jahr 1857 wurde die Gegend allerdings in einzelne Parzellen aufgeteilt und die landwirtschaftliche Nutzung begann. Zunächst war kein Ort geplant, doch da die Gegend in den 1860er Jahren immer beliebter wurde, wurde mit dem Central Greenough Settlement ein administratives Zentrum errichtet, mit Polizeistation, einem Gericht, einer Schule und einem Postamt. Es dauerte nicht lange, bis sich auch ein Laden, zwei Kirchen (katholisch und anglikanisch) und einige Wohngebäude darum scharten. Bis zu 1000 Einwohner hatte die Gegend in ihren erfolgreichsten Jahren.

Leider waren die angebauten Pflanzen nicht resistent gegen eine Pilzerkrankung namens „Red Dust“, und die Landwirtschaft war weniger erfolgreich als erhofft. Als dann im Jahr 1888 auch noch eine grosse Flut viele Flächen und Gebäude zerstörte, gaben die meisten Bewohner auf und suchten ihr Glück in den Goldgräberstätten im Inland oder in neu erschlossenen Gebieten. Zwar lebten weiterhin einige Menschen in Greenough, und Nonnen eröffneten ein kleines Konvent mit einer angeschlossenen Schule, sodass noch ein wenig Leben im Ort war. Doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war durch die damalige Art der Landwirtschaft der Boden unfruchtbar geworden, und als die Great Depression kam, standen schlussendlich die meisten Gebäude leer.

Seit den 1970ern kümmert sich der National Trust darum, dass die Gebäude erhalten werden. Zu den Gebäuden das Central Greenough Historic Settlement gehört ein kleines Café mit Souvenirshop (hervorragender Kaffee und hausgemachter Kuchen!) und aus irgendeinem Grund leben Alpacas auf dem Gelände. Die Gebäude sind karg, und es hat kaum Erklärungen in den Räumen, man bekommt ein kleines Faltblatt mit Informationen. An den Wänden der Räume stehen nur die wichtigsten Daten, und das fand ich ziemlich gut gemacht so.

Im alten Schulgebäude des Settlements stand eine Weltkarte von 1746. Da waren die Holländer schon mehr als 100 Jahre lang dabei, Westaustralien zu erforschen. Und trotzdem besteht der Kontinent auf der Karte nur aus wenigen Umrissen, und vielen weissen Flecken. Uns Europäer mit unserer jahrtausendealten Geschichte an jeder Ecke verleiten die australischen „historischen“ Gebäude immer ein wenig zum Schmunzeln. Aber es ringt einem schon Respekt ab, wenn man bedenkt, welche Art von Leben diese Menschen sich damals ausgesucht haben. Welche Risiken sie eingegangen sind, welche Mühen sie auf sich genommen haben. Wie verzweifelt viele waren oder wie froh über eine zweite Chance.