Zwei spanische Benediktinermönche gründeten 1846 die Klosterstadt New Norcia, benannt nach dem Geburstort des Heiligen Benedikt in Italien, Norcia. Am 1. März 1847 war die Grundsteinlegung des heutigen Klosters, und im Verlaufe der Zeit sind mehrere Gebäude dazugekommen.

Heutzutage leben immer noch Benediktinermönche in New Norcia, hauptsächlich betreibt sich der Ort durch den Tourismus und den Verkauf von Backwaren und Olivenöl. Man kann Touren durch das Kloster machen und dort in klösterliche Retreats gehen.

Es ist wunderschön in New Norcia, keine Frage. Aber ohne Konflikte ging es doch nicht vonstatten, dass diese europäisch anmutende Klosterstadt dort steht. In einem der Innenhöfe des Klosterkomplexes steht eine Wand mit Informationstafeln und der historischen Entwicklung des Klosters.

Ganz zu Beginn, der erste Bischof, hatte für die damalige Zeit wohl eher progressive Ansichten:

Salvado’s original vision was to create, among the indigenous peoples of the Victoria Plains, a Christian, largely self-sufficient village based on agriculture. \[…\] Like other missionaries of the nineteenth century, his aim was to ‘civilise and evangelise’ according to the European ideals of the time, but he did so with sympathy for indigenous culture that was rare in his day.

https://www.newnorcia.wa.edu.au/heritage/history

Doch nach seinem Tod änderte sich die Situation, und New Norcia wurde mehr zum klassischen Kloster.

Following Salvado’s death, New Norcia changed direction and, over the next fifty years, became less of a bush mission and more like a traditional European style monastic settlement. Education and community care for Indigenous people continued, but the emphasis shifted towards the educational and pastoral needs of the population of rural Western Australia. More monks were ordained priests and more time was devoted to prayer, intellectual pursuits and artistic work.

Es gab dort zwei Schulen für Aborigine-Kinder, diese schlossen in den 70er Jahren. Bis 1991 wurde das New Norcia College betrieben. Gemäss den Informationstafeln gab es später Diskussionen unter den ehemaligen Schülern mit Aborigine-Herkunft, inwiefern ihre Schulbildung in New Norcia freiwillig oder doch eher erzwungen war. Und auch New Norcia wurde im Rahmen der Untersuchungen zu sexuellen Misshandlungen durch Mitglieder der katholischen Kirche unter die Lupe genommen.

All das wurde nur sehr am Rande erwähnt. Schade, dass hier wieder einmal die Chance nicht genutzt wird, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.

Am Ende unseres Besuchs blieb so ein schaler Beigeschmack.