Bordertown

Ein Name wie aus dem Wilden Westen, aber eigentlich nur dem Umstand geschuldet, dass wir hier am östlichsten Ende von South Australia und nur etwa 20km von der Grenze zu Victoria entfernt sind. Bordertown ist unser Zwischenhalt auf dem Weg zur Küste (wir hatten keine Lust, die fünf Stunden am Stück zu fahren), und wir stehen hier auf dem RV Park am Recreation Lake (gegen Donation), zusammen mit einer Handvoll anderer Camper und der ortsansässigen Kakadu-Population.

Der Ort ist zu Fuss nur ein paar Minuten entfernt, und wir wollten eigentlich nur kurz ins Foodland und schnell in die Apotheke. Aber dabei ist uns aufgefallen, wie quintessentially Australian Bordertown ist. Es ist, als gäbe es Module zum Erstellen australischer Orte („Kleiner, ländlich gelegener Ort? Bitte setzen Sie die Teile 23 bis 35 zusammen, besten Dank!“). Das hat mich inspiriert – hier also eine Übersicht über den Bausatz, am Beispiel von Bordertown.

Der Bottleshop und „Pokies“: „The Thirsty Camel“ ist eine der Ketten, die in Australien Bottleshops betreibt (gerne mit Drive-through). Hier gibt es keinen Alkohol im Supermarkt zu kaufen, daher muss man in einen Bottleshop. „Pokies“ ist Spielautomaten-Glücksspiel, und Spielsucht ein riesiges Problem in Australien.

Ein Park: Apex Park (wenn an der höchsten Stelle im Ort gelegen, vermute ich) oder sehr häufig Memorial Park (mit Soldatendenkmal).

Ein Sportgeschäft – zumeist auch mit Outdoor und zu 100% mit Fishing Gear, dann je nach Gegend Surfzeug, Wanderzeug, Tauchzeug… Ein Computerladen, gerne mit einem „kreativen“ Namen, der aussieht als wäre er auf dem Stand von ungefähr 1995.

Ein chinesisches Restaurant. 1.4 Mio. (5.5%) der australischen Bevölkerung haben chinesische Wurzeln, da verwundert es nicht, dass die Küche sehr verbreitet ist. Wir haben auf jeden Fall in den kleinsten Käffern im Nirgendwo schon recht gut und günstig chinesisch gegessen. Nebenan „Ray White“, zusammen mit „Elders“ die hiesigen Varianten von Engel & Völkers. Immobilienhandel ist ein grosses Ding in Australien, auch hier ist es viel gängiger sich ein Haus zu kaufen (67%), als es in Deutschland oder der Schweiz ist (68% bzw. 64% zur Miete).

Kunst, die auf irgendeine Art die Symbolik der Traditional Owners mit einbezieht (z. B. Rainbow Serpent), und die Aboriginal Bezeichnungen für die Gegend nennt.

Ein Post office, mit einer von aussen zugänglichen Wand voller postboxes. Wer ausserhalb wohnt, bekommt die Post nicht nach Hause geliefert, sondern in eine Postbox, und kann sie sich dann jeweils abholen. Diese Boxen gibt es in unterschiedlicher Grösse, je nachdem wie remote man wohnt und wie oft man tatsächlich in den Ort kommt.

Irgendein obskurer Buchladen (in der Regel evangelikal) und fast immer ein Salvation Army-Shop. Dort werden gespendete Kleider, Haushaltswaren, Spielzeug etc. günstig verkauft. Praxen (hier beispielhaft Chiropraktiker) sind auch häufig vertreten. Allgemeinmedizinische ärztliche Behandlung hingegen ist eher schwer zu bekommen.

Auch im Englischen sind die Friseurläden sehr kreativ in der Namensfindung. Und die Fleisch-Nation Australien nennt auch beim Butcher die Dinge beim Namen: „Country killed meats“ – mmmmh.

Selbstverständlich darf auch das Hotel/Motel nicht fehlen. Üblicherweise hat dieses 1. einen Pub, 2. von einer Biermarke gesponserte Werbung und 3. (sehr häufig) noch einen angehängten Bottleshop. In aller Regel sind diese Hotels/Motels in alten Gebäuden mit genau dieser Bauweise – zweistöckig, mit umlaufender Veranda – und da sind wir wieder, im Wilden Westen.

Die Bakery. Nicht zu verwechseln mit was man bei uns als Bäckerei kennt. Hier gibt es eigentlich auch nur Toast, so wie im Supermarkt, nur dass man es nicht gleich in einer Plastiktüte kauft, sondern es erst dort in eine Plastiktüte gepackt wird. Ansonsten gibt es vor allem quietschebunte Süsswaren und eine grosse Auswahl (meist eher fleischlastiger) warmer Pies und Pasties. Die sind in aller Regel sehr lecker.

Zu guter Letzt: Foodland! Coles und Woolworth sind die grossen Supermarktketten, die es in allen grösseren Orten gibt. Auch Aldi ist mittlerweile recht weit verbreitet. Auf dem Land gab es in Western Australia immer einen IGA, hier in South Australia gibt es Foodlands (“The Mighty South Aussies”!). Die Supermärkte sind jeweils unabhängig betrieben, daher haben sie neben dem „Foodland-Sortiment“ vor allem lokale und regionale Produkte im Angebot.