Wooramel River Retreat

Eigentlich hatten wir gar nicht vor, im Wooramel River Retreat anzuhalten. Schon gar nicht, vier Tage zu bleiben. Aber das schlechte Internet auf der Strecke an einem Tag, an dem wir wirklich dringend erreichbar sein mussten, hat uns dann doch die Abzweigung nach Wooramel Station nehmen lassen, die mit Telstra-Empfang werben auf ihrer Webseite. Und als wir dann mal da waren, wollten wir irgendwie nicht mehr weg.

Die station („Station“ ist der australische Begriff für die riesigen Landwirtschaftsbetriebe, die oftmals sehr weit draussen im Outback liegen. „Ranch“ ist der bekanntere amerikanische Begriff dafür.) hat eine Fläche von 1’400 km², 60km davon Küstenlinie, auf der in etwa 7’000 Schafe, 7’000 Ziegen und 1’000 Angusrinder gehalten werden. Der Wooramel River ist ein unterirdischer Fluss, der nur zwei bis drei Mal pro Jahr, wenn es stark regnet, an die Oberfläche kommt. Aufgrund dieses Flusses ist das Land recht fruchtbar und eignet sich als Weidefläche. Die Station existiert seit dem frühen 19. Jahrhundert, die jetzigen pastoralists führen sie seit 1987, als sie von einer weiter im Landesinneren gelegenen Station näher ans Meer wechselten. Haupteinkommen ist der Handel mit Ziegen, und seit einiger Zeit auch „nature based tourism“.

Dass stations einen Campingplatz angeschlossen haben, ist nicht selten. Aber es hat schon einen guten Grund, dass Wooramel so eine gute Bewertung auf Wikicamps hat: Nicht nur ist alles sehr liebevoll gestaltet, man hat wirklich schöne, schattige Plätze und es hat Toiletten und Duschen – vor allem aber hat es warme Pools. Seit etwa hundert Jahren wird auf der Station nach Wasser gebohrt, denn hier ist es möglich, mit einem artesischen Brunnen ohne künstlichen Druck Wasser nach oben zu befördern. Es kommt aus ca. 240 Metern Tiefe und hat eine natürliche Temperatur von um die 33 Grad. Dieses warme Wasser wird nicht nur verwendet, um zwei Mal am Tag für ein paar Stunden warme Duschen zur Verfügung zu stellen, es füllt auch vier kleine runde Pools (bestehend aus halbierten Tanks) und ermöglicht es den Gästen, abends gemütlich ins lauwarme Nass zu steigen und die Sonne hinter sich untergehen zu lassen.

Woran man sich allerdings gewöhnen sollte: Das Wasser ist sehr eisenhaltig. Trinkwasser ist es also keineswegs, wenn man es beim Duschen in den Mund bekommt, schmeckt es als hätte man sich auf die Zunge gebissen. Und als lustigen Nebeneffekt beginnen sich Nägel und Haut in einem leichten Orangeton zu verfärben. Wer hierher kommt, sollte also in jedem Fall seinen Wassertank gut gefüllt und genügend Trinkwasser dabei haben (wobei es Trinkwasser im Notfall auch in der Rezeption zu kaufen gibt). Ausserdem hat es nur Stellplätze ohne Strom – für uns mit unserer Solaranlage auf dem Dach kein Problem. Ansonsten hat es im Wooramel River Retreat ein paar Cabins, die recht gemütlich aussahen.

Wir haben also nach unserer ersten Nacht sponan entschieden, das Winter Special (pay 3, stay 4) in Anspruch zu nehmen, und haben uns über das Wochenende zwischen Gum Trees, Rindern, Emus, Ziegen, Pferden, diversen Vögeln und viel Wind einquartiert.

Was für ein Glück, dass Telstra auf der Strecke keinen guten Empfang hatte.

Was uns immer wieder auffällt, sind die vielen Vogelgeräusche, die in Australien zum Alltag gehören. Keine Ahnung, ob es daran liegt dass in Europa die Vögel von Menschenlärm übertönt werden, oder ob das Federvieh in Australien einfach insgesamt lauter und diverser lärmt. Aber in jedem Fall ist es eines der Dinge, die dieses Land so besonders machen.

Und im Frühling ist es noch einmal deutlicher. Ich lief so herum und fragte mich, wo dieses Schnarren, Quietschen und Krächzen herkam. Es dauerte nicht lange, da hatte ich die Quelle lokalisiert: