Sovereign Hill

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Ballarat wuchs aufgrund des Goldrauschs enorm. In den 1850er Jahren erhielt die Stadt den Spitznamen „The Golden City“. 1858 erreichte die Population 60’000, zumeist männliche, Goldsucher. Der zweitgrösste Goldnugget aller Zeiten (der Welcome Nugget) mit 69kg Gewicht wurde zu diesem Zeitpunkt hier gefunden. Und nicht zuletzt führte der Aufstand der Goldsucher gegen unfaire Lizenzgebühren und Polizeigewalt in Ballarat zur Eureka Stockade, einem der folgenreichsten Ereignisse der australischen Geschichte:

Mitte des 19. Jahrhunderts führte die Entdeckung großer Goldvorkommen in Victoria zu mehreren großen Einwanderungswellen aus dem Ausland. Die Stadt Ballarat entwickelte sich zu einem Zentrum des australischen Goldrauschs. Die Goldsucher litten unter hohen Lizenzgebühren, besaßen kein Wahlrecht und durften sich nicht zur Kandidatur vorstellen, wenn sie keine Ländereien besaßen. Sie waren außerdem der weitgehenden Willkür und Repressalien von Beamten und Polizei ausgesetzt. Petitionen und Beschwerdebriefe in der Hauptstadt Melbourne zeigten keine Wirkung, so dass bei großen Versammlungen von bis zu 10.000 Goldsuchern für mehr Rechte protestiert wurde. Nachdem im November 1854 die Ermordung eines bekannten Goldsuchers ohne rechtliche Konsequenzen geblieben war, wurde als Reaktion das Eureka Hotel abgebrannt. Einige Tage später gründete sich die Ballarat-Liga für Reformen (Ballarat Reform League), auf deren Massenversammlungen erstmals die Eureka-Stockade-Flagge gehisst wurde. Es wurde eine Delegation zu Gouverneur Hotham gesandt, die u. a. eine Freilassung der Gefangenen und ein allgemeines Wahlrecht forderten. Hotham lehnte alle Forderungen ab und entsandte mehrere Truppenkontingente nach Ballarat. Die folgenden staatlichen Repressalien gegen Goldsucher im Dezember 1854 brachten die aufgeheizte Lage zur Eskalation. […]

Angesichts der positiven Reaktionen und offensichtlichen Sympathien für die Aufständischen im Volk […] wurde ein allgemeines Wahlrecht eingeführt, die Lizenzgebühren wurden durch ein Steuer- und Gebührensystem ersetzt und die Goldsucher erhielten eine relative juristische Autonomie und ein Mitspracherecht in der Legislativkammer des Parlaments.

In Sovereign Hill hat man 60 historische Gebäude aus der Zeit des Goldrushs wieder aufgebaut und zu einer „Goldgräberstadt“ zusammengestellt, die lose an Ballarat orientiert ist. Es gibt einen Creek, in dem man nach Gold suchen kann (wir hatten leider kein Glück) und es laufen lauter verkleidete Menschen herum. Für Schulklassen gibt es „immersive experiences“, wo ganze Klassen in Kleidung des 19. Jahrhunderts gesteckt werden und wie Kinder dieser Zeit behandelt werden während der Führung. (Das war ein wenig schräg mit anzusehen.)

Natürlich ist das ganze Ding ein riesiges Disneyland, aber irgendwie liebevoll gemacht und die Mitarbeitenden blieben gut in ihren Rollen. Ein kleiner Junge fragte den Hufschmied, ob er ihm ein Schwert schmieden würde, der dann erklärte, dass er aber ein Schmied aus dem 19. Jahrhunder sei, und für ein Schwert müsse man sich an einen mittelalterlichen Schmied wenden. Irgendwo sass eine Gruppe von Frauen in einem Wohnzimmer und häkelte (in Kostüm natürlich), eine Goldgräber-Frau erzählte uns von ihrem Leben in der kleinen Hütte (Kartoffeln gab es erst, seitdem die Iren angekommen waren!).

Nach zweieinhalb Stunden hatten wir es dann gesehen, zumal immer mehr Reisegruppen unterwegs waren. Aber dank der beiden Herren, die banjospielend auf einer Bank sassen, hab ich seitdem einen Ohrwurm: